Biomimetics-Innovation-Centre
BIONIK-INNOVATIONS-CENTRUM
(B-I-C)
Organisation & Logistik
Am B-I-C werden nicht nur bionische Prinzipien und -Prozesse auf Produkt-, sondern auch auf lokaler und globaler Organisationsebene betrachtet, analysiert und auf ihre vorteilhafte Anwendbarkeit überprüft. Im engen Diskurs mit den Wirtschaftswissenschaften und Partner aus der Industrie konnten so Prinzipien für die Optimierung von Organisations- und Logistikprozessen, aber auch Wertschöpfungsketten anhand biologischer Vorbilder abgeleitet werden.
Biologische Systeme sind, in Bezug auf ihren Aufbau und ihre Organisation, wirtschaftlichen Systemen sehr ähnlich. Das hier dargestellte Modell zeigt zur Vermittlung wirtschaftlicher Zusammenhänge mittels Analogiebildung die Gegenüberstellung volkswirtschaftlicher und einer biologischer Organisationsstrukturen. Die hierarchischen Produktionsstufen natürlicher Systeme (rechts) sind den Sektoren der Wirtschaft entsprechend zugeordnet und nach aufeinander aufbauender Bedingungslogik sortiert (Quelle: Graf J. & Kesel A.B. (2012): Lost in translation? Wirtschaftssysteme besser verstehen In: 6. Bremer Bionik Kongress Tagungsbeiträge. Hrsg.: A. B. Kesel &, D. Zehren).
# Kompetenzen
Biologische Systeme implementieren oft zusätzliche Eigenschaften wie Resilienz und Selbststeuerung.
So sorgen in der belebten Natur ausgefeilte Kommunikationsstrategien und optimiert angepasste Arbeitsverläufe für einen reibungslosen Prozess, an dessen Ende ein Produkt entsteht. Weberameisen z.B. zeigen im Verlaufe ihres Nestbaus eine besonders ausgefeilte Ablauforganisation, bei der sich sich unterschiedlicher Kommunikationshierarchien bedienen, die optimale Anpassungen an den gegenwärtigen Produktionsverlauf ermöglichen. Dieses Prinzip wurde als Grundlage eines Unternehmensworkshop genutzt, welcher vielfältige Impulse zur Gestaltung einer unternehmensinternen Kommunikationsplattform lieferte.
Die globalisierte Arbeitsteilung ist von zunehmender Komplexität und immenser Ressourcenintensität geprägt. Der Klimawandel und die Endlichkeit von Ressourcen stellt die Wirtschaft vor eine große Herausforderung, der die nachhaltige Gestaltung der Wertschöpfungsketten von Produkten, aber auch Dienstleistungen notwendig macht. Zwar existieren IT-basierte Ansätze für eine übergreifenden Informationstransfer, eine interorganisationale Steuerung der wichtigsten Wechselwirkungen und -beziehungen der Akteure fehlt jedoch oft noch. Daher wurden am B-I-C mögliche Lösungsansätze für eine verbesserte Steuerung globaler Wertschöpfungsketten in der Wirtschaft durch Analogiefindung aus der Biologie identifiziert und überprüft. Dabei spannte sich der Bogen vom molekularen Level (z.B. von Stoffwechselprozessen innerhalb einer Zelle, Informationsprozessing an der DNA) über systemische Interaktionen innerhalb von Hyperorganismen (z.B. Verbände sozialer Insekten, schwarmbildende Organismen) bis hin zu den hochkomplexen Interaktionen innerhalb von Ökosystemen und Biotopen (Korallenriffe, Wattenmeer, Wüsten, Regenwälder etc.). In einem Projektvorhaben in enger Kooperation mit dem Industrie-Unternehmen Tchibo wurde das Potential der Bionik abgeschätzt. So konnten Ergebnisse mit einem hohen Praxisbezug erzielt werden, deren ermittelten Handlungsoptionen in konkreten Maßnahmen der Tchibo GmbH umgesetzt wurden. Das entwickelte Vorgehensmodell kann als Leitfaden für weitere Projekte zur nachhaltigen Gestaltung von Wertschöpfungsketten auf Basis von Prinzipien aus der belebten Natur eingesetzt werden.
Darstellung der Analogie zwischen der Wertschöpfungskette eines Industrieunternehmens und der organisatorischen Vorgehensweise der Blattschneiderameisen zur Pilzzucht, die ebenfalls als wertschöpfender Prozess verstanden werden kann. Das „Recycling“ – ein wünschenswerter und zunehmend geforderter Schritt im industriellen Herstellungsprozess – ist dem biologischen System immanent (Quelle Grafik: B-I-C, Quelle Foto: Thomas Jundt/flickr/CC).
Eine Zusammenfassung des Potentials der Bionik für die Wirtschaft bietet folgender Artikel, der frei als pdf abrufbar ist: Kesel, A. (2011). Sind Prozesse aus der Natur auf Wirtschaftsprozesse übertragbar?. In: Otto, KS., Speck, T. (eds) Darwin meets Business. Gabler.